Biokraftstoff - Nachhaltigkeit garantiert.


Neuer „Bodenatlas“ mit schweren Fehlern und groben Fehleinschätzungen

Berlin,

Der heute veröffentlichte „Bodenatlas“ weist in seinem Kapitel über Biokraftstoffe schwerwiegende Fehleinschätzungen und sachliche Fehler auf. Insbesondere betrachten die Autoren nicht die verschiedenen Koppelprodukte, die bei der Herstellung von Biodiesel und Bioethanol entstehen. So erzeugen die Produzenten von Biodiesel aus der Rapsfrucht zu 40 Prozent Biodiesel, die übrigen 60 Prozent werden zu eiweißreichem Tierfuttermittel verarbeitet. „Während die Autoren des Bodenatlas kritisieren, dass Tierfuttermittel in großen Mengen importiert werden muss, wenden sie sich gleichzeitig gegen die heimische Produktion dieser Futtermittel. Offensichtlich sind ihnen die Grundzüge der Futtermittelproduktion nicht bekannt, sonst wären ihnen die Widersprüche in ihren Ausführungen aufgefallen“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). In den vergangenen Jahren konnten der Anteil von heimischem Eiweißfuttermittel in Deutschland ausgebaut und Importe verringert werden, weil die Biokraftstoffproduktion anstieg.

Zudem berücksichtigen die Autoren nicht die geltende Gesetzeslage für die Herstellung von Biodiesel und Bioethanol. In der seit 2011 geltenden Nachhaltigkeitsverordnung für Biokraftstoffe ist geregelt, dass in die Berechnung der Treibhausgasbilanz die Emissionen des gesamten Produktionsprozesses einfließen müssen. Entgegen der Behauptung der Autoren umfasst dies auch die Düngung, den Transport und die Verarbeitung. „Es ist ernüchternd, dass der Öffentlichkeit hier unausgegorene, Behauptungen in wissenschaftlichem Gewand präsentiert werden“, sagte Baumann. Die Nachhaltigkeitsverordnung verbietet auch die Abholzung von Regenwäldern zur Rohstoffgewinnung für Biokraftstoffe.

Ein wesentliches Argument der Autoren des Bodenatlas ist schließlich, dass deutlich mehr Energie gewonnen werden könnte, wenn auf der genutzten Fläche Solar- oder Windenergieanlagen Strom produzieren würden. In Deutschland fahren von etwa 50 Mio. Fahrzeugen bisher rund 24.000 mit einem Elektromotor, die übrigen nutzen einen Verbrennungsmotor. „Die Autoren des Bodenatlas wollen offenbar, dass praktisch der gesamte Verkehrssektor Erdöl nutzt, wenn sie sich gegen Biokraftstoffe wenden. Biodiesel und Bioethanol sind nämlich heute und auf absehbare Zeit die einzige in größerem Umfang vorhandene Alternative zu immer schmutziger werdendem fossilem Öl“, sagte Baumann. Bisher könne im Straßenverkehr kaum elektrische Energie genutzt werden. „Eine Glühbirne ist kein Auto, das sollte auch den Autoren des Bodenatlas einleuchten.“

Die Verfasser behaupten auch, dass die Nutzung von Biokraftstoffen problematisch sei, weil weltweit viele Menschen hungern. Bevor Biodiesel und Bioethanol produziert wurden, hungerten jedoch deutlich mehr Menschen weltweit, während die landwirtschaftliche Produktion in Europa durch Flächenstilllegungen gedrosselt wurde und Getreideberge anwuchsen. „Gründe für Hunger sind mangelndes Einkommen, Kriege, Bürgerkriege, Korruption und Naturkatastrophen, sicherlich nicht Biokraftstoffe“, sagte Baumann.

Der Bodenatlas wird herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusammenarbeit mit BUND, Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und Le Monde diplomatique.

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