Die deutsche Biokraftstoffindustrie kritisiert die heute von der Europäischen Kommission vorgelegte Strategie für die Klima- und Energiepolitik bis zum Jahr 2030 in scharfer Form. In dem Papier befinden sich keine konkreten Ausbauziele für Biokraftstoffe im Verkehr für die Zeit nach 2020. „Die Europäische Kommission hat keinen Plan für Erneuerbare Energien im Verkehrsbereich und unterstützt mit ihrem Strategiepapier die weitere Nutzung von fossilem, schmutzigem Erdöl. Die deutsche Bundesregierung ist daher aufgefordert, ihre Biokraftstoff-Ziele für 2030 zu konkretisieren, denn die Kommission ist dazu offensichtlich personell und fachlich nicht mehr in der Lage“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Die Europäische Kommission gibt in ihrem Strategiepapier als verbindliches Ziel bis 2030 zwar eine 40-prozentige Treibhausgasverringerung und mindestens 27 Prozent Erneuerbare Energien vor. Wie diese Ziele erreicht werden sollen, bleibt jedoch den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen. Damit wird eine einheitliche Umsetzung unwahrscheinlich, so dass ein Beitrag des Verkehrssektors zur Treibhausgasreduktion unsicher ist. Nichtregierungsorganisationen kritisieren ebenfalls die neue Strategie der Kommission als zu wenig ambitioniert. „Die inhaltsschwache, aber andauernde Kritik der Lobbyisten von Oxfam, Greenpeace, BUND und Nabu hat dazu beigetragen, dass die Kommission sich scheut, ihre Biokraftstoff-Politik stringent fortzusetzen. Sich jetzt über die schwachen Vorgaben der Kommission zu beklagen, verkennt den eigenen verhängnisvollen Beitrag für mehr fossile Energie, den diese Organisationen geleistet haben“, sagte Baumann. Der Transportsektor ist einer der Bereiche, in dem die meisten Treibhausgasemissionen auftreten.
Nach der derzeit bestehenden Erneuerbaren-Energien-Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten bis 2020 erreichen, dass zehn Prozent der Energie im Verkehrssektor aus Erneuerbaren Energien stammen. Deshalb haben viele Unternehmen aus ganz Europa in die Biokraftstoffproduktion investiert und über 200.000 Arbeitsplätze geschaffen. Ohne verbindliche Sektorziele bleibt es den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen, ob sie weiterhin Erneuerbare Energien im Verkehr nutzen wollen. Damit zerfallen die bisher einheitliche Zielsetzung für den europäischen Kraftstoffmarkt und damit auch der Binnenmarkt. „Die starke und finanziell gut ausgestattete Anti-Biokraftstoff-Lobby aus der Umweltschutz- und Entwicklungshilfeszene steht nun vor dem Scherbenhaufen ihrer Lobbyarbeit“, sagte Baumann. „Keine Biokraftstoffe heißt Waldrodung in Kanada für Teersande und riskante Tiefseebohrungen.“