In Deutschland produzierter Biodiesel bestand 2014 zu rund 73 Prozent aus Rapsöl, zu etwa 17 Prozent dienten Altspeisefette als Rohstoff, zum Beispiel aus Fritteusen. Frisches Palmöl hatte einen Anteil von etwa 3 Prozent. Dies haben eine Mitgliederbefragung sowie Branchenschätzungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) ergeben. Damit wird das Ergebnis von Proben bestätigt, die der VDB im November 2014 deutschlandweit an Tankstellen nehmen ließ. Demnach setzten die Mineralölunternehmen Biodiesel ein, der zu rund 80 Prozent aus Rapsöl bestand und zu jeweils zehn Prozent aus Soja- und Palmöl. Bei dem in den Proben nachgewiesenen Palmöl handelte es sich nach Expertenmeinung größtenteils um gebrauchtes Speisefett. „Der hohe Rapsanteil bei den Rohstoffen belegt, dass deutscher Biodiesel überwiegend aus europäischem Rohstoff hergestellt wird. Der Futtermittelanteil aus dem Raps ersetzt massiv Sojaimporte. Der geringe Anteil an Palmöl zeigt erneut, wie wenig sachlich fundiert die derzeit geführte Diskussion um Biokraftstoffe als Ursache für Regenwaldabholzung ist“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des VDB. Der Einsatz von Palmöl ist abhängig von der Preisrelation zu Raps- und Sojaöl.
Am morgigen Dienstag trifft der Umweltausschuss (ENVI) des Europäischen Parlaments eine wegweisende Vorentscheidung zum Fortbestehen der Biokraftstoffindustrie in Deutschland und Europa. Nach dem Vorschlag des Berichterstatters im ENVI, Nils Torvalds, gibt es in sechs Jahren in Europa keine Biodieselproduktion mehr, während die Bioethanolproduktion zumindest in Frage gestellt ist. Demnach sollen allen Biokraftstoffen Emissionen angelastet werden, die durch Regenwaldrodung für Palmöl entstehen. Das höchste klimawissenschaftliche Gremium der Welt, der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), bewertet diese Theorie jedoch als unsicher, nicht überprüfbar, abhängig von vielen Annahmen bei der Berechnung und politischen sowie wirtschaftlichen Entwicklungen. Ein Ausschuss der ISO-Normung zu Ökobilanzen hat es aus diesen Gründen abgelehnt, iLUC-Werte in die Norm für die Ökobilanzierung von Bioenergie aufzunehmen – zu unsicher, zu wenig belastbar. Gleichwohl wollen Teile des Europaparlaments auf Grundlage dieser Theorie das Ende von Biokraftstoffen in Europa beschließen. „Es kann für die Abgeordneten in Brüssel nicht ernsthaft eine Option sein, 21.000 Arbeitsplätze in strukturschwachen, ländlichen Räumen in Deutschland auf Basis des haarsträubenden iLUC-Konzeptes zu zerstören, während die Regenwaldrodung für andere Nutzungen davon gänzlich unbeeindruckt munter weitergeht“, sagte Baumann.
Die positiven Aspekte der Biokraftstoffherstellung werden in der politischen Diskussion aus Sicht der Branche nicht ausreichend gewürdigt. Biodiesel aus Raps spart im Vergleich zu fossilem Kraftstoff etwa 60 Prozent Treibhausgasemissionen ein, abfallbasierter Biodiesel über 80 Prozent. Biokraftstoffe müssen nachhaltig produziert werden. Das heißt insbesondere, dass für die Rohstoffherstellung kein Regenwald gerodet werden darf. Als Koppelprodukte entstehen Eiweißfuttermittel und Glycerin.
Weitere Schritte im Gesetzgebungsprozess in Brüssel:
24.2.2015: Abstimmung im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments zu iLUC
Abhängig von der dort getroffenen Entscheidung: Trilogverhandlungen Europäisches Parlament, Europäische Kommission, Europäischer Rat
Ende April 2015: Plenum des Europäischen Parlaments entscheidet über Ergebnis des Trilogs
Bis Mitte 2015: Europäische Kommission und Europäischer Rat stimmen über Parlamentsentscheidung